GEMÜSEGARTEN AUF ÜBER 2000 METERN HÖHE

Wo 2001 im Kreis Zengel, Bezirk Bajan Ölgji noch Steppe war, wuchs kurz darauf sommers Gemüse. Da viele Nomadenfamilien in den Wintern davor all ihr Vieh verloren hatten, wollten wir ihnen eine neue Existenzgrundlage durch den Anbau ermöglichen. Es war ein Versuch, denn landesweit propagierte man plötzlich den Gemüseanbau.

Im Sommer 2003 wurde die Anbaufläche auf zwei Hektar verdoppelt und erbrachte trotz frühem Schnee und kaltem Regen eine Ernte von über zwei Tonnen Kartoffeln. Die kanadische Organisation ADRA, Mongolei, schickte einen ihrer Landwirtschaftsexperten, der mit den Gemüsebauern im gleichen Sommer drei Gewächshäuser baute. Darin gediehen erste Tomaten und Gurken, die, Kleinodien gleich und behutsam in Fell eingewickelt, in der Nomadentruhe in der Jurte aufbewahrt wurden.

2004 gab es einen Rückschlag. Aufgrund neuer Gesetzgebung und ungeklärter Eigentumsverhältnisse wurde nicht alles verfügbare Land bebaut. Die Übereinkunft nach der Ernte im folgenden Herbst war, 2006 eine neue Genossenschaft zu gründen und den Landbau neu zu organisieren. Dies aber blieb aus.

Das Projekt vernahm einen anderen Verlauf. In Gemeinschaft tat man sich mit dem Anbau schwer, so die Erkenntnis. Gemüse wird seitdem dennoch gepflanzt, aber anders, als wir es gedacht hatten. Jeder für sich pflanzt neben seinem Haus in einem kleinen Garten seine paar Kartoffeln, seltener Karotten, Kohl und Rote Beete an. Gemüse ist und bleibt auf dem Land eine fremde Kost: Fleisch und Milchspeisen sind beliebter.

Auf Anfrage beschaffen wir Saatgut und Saatkartoffeln, stehen beratend zur Seite. So wurden jüngst auch zwei kleine Sanddornfelder am Rande des Kreiszentrums angelegt und bringen bereits reichlich Ernte. Sanddorn wächst übrigens wild in der Mongolei, ist dem Klima sehr angepasst.