KLANGWELTEN

MUSIK UND GESANG IM NOMADENLEBEN

Seit alters lebten die Menschen in der Mongolei als Nomaden von der Viehzucht und der Jagd. Tagein, tagaus waren sie den Elementen und Naturgewalten ausgesetzt und eng darin eingebunden. Nur das Wohlwollen aller sichtbaren und unsichtbaren Kräfte sicherte das Überleben.

Und so handelten die Nomaden ganz im Bewußtsein, daß sich Leben in Schwingungen vollzieht. Wie förderlich Musik und Gesang dem Leben sind, das wußte man. Auch daß Klänge Schwingungen sind. Und Leben eben durch Klänge, Melodien, ja nur schon durch eine Stimme gelenkt und bestimmt werden kann. Dieser große Erfahrungsschatz – wenn auch inzwischen geringer geworden - hat sich bis auf den heutigen Tag in den Menschen selbst erhalten.

Wohl im Hinblick darauf begriff der westmongolische Epensänger Arvirmed sein eigenes Volk als ein sehr altes. Denn es besang voller Begeisterung die hohen Berge und erging sich in Lobpreisungen und feierlichem Vortrag von Epengesängen. Und er pries es als ein sehr altertümliches, indem es das Feuer verehrte und den Jagdhimmel anrief.

Und heute? Die Neuzeit fegt all das hinweg, setzt harten Rhythmus und Elektronik dagegen. Das Brummen und Knattern des Motorrads, auf dem der Nomade sein Vieh treibt, ersetzt das Lied des Reiters, der zu Pferd sein Vieh hütet. Und damit verschwinden die alten Volksweisen und die Volkslieder, die vom Nomadenalltag, den Tieren, vor allem den Pferden, der Liebe und der zur Mutter und zur Natur handeln.

Auch  werden die Langen Lieder, längst anerkanntes immaterielles Weltkulturerbe, immer weniger gesungen. Sie sind Ausdruck für die Freiheit und Weite der Steppen und ein unumstößlicher Bestandteil von Riten im Jahresverlauf und Zeremonien im täglichen Leben wie beispielsweise bei einer Jurtenweihe. Auch gehen die Lobpreisungen, Magtal genannt, verloren. Und die Epen, die ein berühmtes Markenzeichen der Mongolei waren, wurden für immer vergessen. Es waren Epen, nächtelang vorgetragen von begabten Sängern in der kalten Jahreszeit. Sie handelten vom erbitterten Kampf von gut gegen böse. Und ihr Vortrag wirkte tief auf die Zuhörer, war heilsam wie eine Medizin und brachte die Welt wieder ins Lot.

Auch die leisen Instrumente wie die uralte Rohrflöte, Tsuur genannt, die auch zum immateriellen Weltkulturerbe ernannt wurde, und die Maultrommel treten zurück zugunsten der elektronischen Musik mit Klangverstärker.

WIE UND WAS FÖRDERN WIR

Wir unterstützen und fördern begabte Volkskünstler, die nicht unbedingt eine Schule für Musik oder Gesang durchlaufen haben, aber aus eigenem Antrieb gelernt und es zu einer Meisterschaft gebracht haben. Wir ermutigen sie, ihre Kunst weiterzugeben an Kinder und Jugendliche, welche die Traditionen pflegen wollen. Sie werden von uns mit einem Monatslohn bedacht, ihnen werden Hilfsmittel, möglicherweise auch Räumlichkeiten für den Unterricht vermittelt und finanziert. Alles mit sehr bescheidenen Mitteln.

So fördern wir auch den Kehlkopfgesang und den Epengesang in entlegenen Gebieten. Beispielhaft für unser Wirken ist der Film „Von den reichen Bergen und meinem armen Leben. Die Geschichte eines Sängers in den Altai-Bergen der Mongolei“, der Einblick gibt in den Lebensweg des Sängers Papisan aus dem Kreis Zengel, Bajan Ölgji.